Freitag, 9. September 2016

Rezension | "Liebe, Zimt und Zucker" von Julia Hanel

Ullstein | eBook | 416 Seiten | 09. September 2016 | B0187AFEH8

"Sich auf ein paar Quadratmetern aus dem Weg zu gehen, [...], ist schon nach einer Stunde anstrengender, als einen Roman von Kafka zu Ende zu lesen." // 81 Prozent | Kapitel 46


Marit zieht für ihre große Liebe extra von Hamburg in die Kleinstadt. Doch dann verlässt Tobias sie von einen Tag auf den anderen und Marit steht vor dem nichts. Spontan nimmt sie einen Job im Coffeeshop an, was eigentlich so gar nicht ihr Ding ist. Und während sie sich mit ihrem dauerentspannten Kollegen Moritz und den anderen skurrilen Kleinstadtbewohnern herumschlägt, tritt plötzlich ein ganz neuer Mann in ihr Leben. Als sie im Coffeeshop einen USB-Stick findet, macht sie sich auf die Suche nach dessen Besitzer. Mit Julian hat sie zunächst nur per E-Mail Kontakt, doch Marit merkt, dass sie mehr möchte. Von Julian, vom Leben.

 
Liebe, Zimt und Zucker ist ein wunderschönes Buch über die Liebe und das Leben. Das Leben, das nicht immer in geraden und geregelten Bahnen verläuft, uns Steine in den Weg legt, uns vor Prüfungen stellt – genauso wie vor beschissene Männer. Die Geschichte hat mich wirklich überrascht, ich hatte eine ganz andere Richtung erwartet, auf keinen Fall, eine Dreiecks-, eher gesagt eine Vierecksbeziehung (wobei die dritte und vierte Ecke weitesgehend passiv agiert haben und doch nicht wirklich ausgeschlossen werden können). Doch obwohl ich einen anderen Plot erwartet hätte, war die Geschichte lustig, erfrischend und einfach nur süß.

Mit Marit würde ich unter keinen Umständen tauschen wollen. In eine fremde Stadt gelockt, vom Freund verlassen, einen zweitklassigen Nebenjob annehmen und in einem Kellerloch wohnen – und das mit zwei Hochschulabschlüssen. Einen unsympathischen Arbeitskollegen, mit dem sie sich fast täglich in den Haaren hat, Angst davor haben, dem Exfreund – der so etwas wie einen Promistatus hat – in der Kleinstadt zu begegnen. Klingt nach viel Durchhaltevermögen. Kein Wunder, dass Marit sich auf den anonymen Mailer stürzt, der ein wenig Abenteuer und Ablenkung in ihr Leben bringt. Ich war überrascht, wie gefasst sie mit all dem umgeht, da ihr Leben ein wenig aus den Fugen geraten ist. Sie geht selbstkritisch, selbstständig und stark durchs Leben, weiß, dass sie etwas ändern muss, dass ihr ihr derzeitiges Leben nicht reicht, bemüht sich um eine realistische Zukunft. Ich konnte sehr schnell eine Beziehung zu ihr aufbauen, denn natürlich quält fast jeden in einem Studium der Zukunfts-, der "Danach"-Gedanke und ob man wirklich was erreichen wird mit einem abgeschlossenen Studium oder eben doch in irgendeiner Kleinstadt, in irgendeinem kleinen Unternehmen versauert. Ich konnte sie gut verstehen, ihre Gedanken, ihre Zweifel, ihre Selbstkritik und letztlich auch, dass sie sich erst damit abgefunden hat, aber dann doch die Gelegenheit nicht sausen lassen möchte, was aus ihrem Leben zu machen.

Moritz – Marits Kollege im Coffeeshop – war mir anfangs sehr unsympathisch. Er hat ein ziemlich arrogantes Verhalten an den Tag gelegt und sich unmöglich benommen. Ich denke, das war die Absicht der Autorin, um ihn direkt als Love-Interest für Marit auszuschließen und die volle Aufmerksamkeit auf den Mailer Julian zu lenken. Doch man lernt ihn im Laufe des Buches besser kennen, er ist nicht immer ein Miesepeter; er kann auch nett zu Marit sein. Schließlich mochte ich ihn als Figur dann doch ganz gerne. Manchmal muss man eben erst mit den Charakteren warm werden; sie müssen sich erst noch entwickeln und das hat er definitiv getan.

Obwohl ich die Geschichte wunderschön fand und mich gut unterhalten gefühlt habe, hatte ich den Eindruck, dass die Mails, die im Prolog im Vordergrund stehen und die auch im Klappentext eine besondere Bedeutung haben, immer mehr in den Hintergrund treten. Dass es gar nicht mal so sehr um Julian geht, sondern viel mehr darum, wie sich Marits weiteres Leben gestalten soll, wie sich ihre Zukunft entwickelt. Sie merkt recht schnell, dass ihr der Job im Coffeeshop nicht genug ist, dass es sie nicht ausfüllt, in einem Kellerloch zu wohnen und sie nicht in einer Kleinstadt versauern will. Ich hatte mir einfach mehr von dem Mail-Aspekt und von Julian erhofft. Sie tauschen auch während des Buches weiterhin Mails aus, die ich sehr amüsant fand und die Geschichte sehr aufgelockert haben. Doch Julian tritt in den Hintergrund, hat nicht wirklich Einfluss auf Marit und erscheint daher als eine sehr blasse Figur; nicht wirklich greifbar und auch nicht passend – für Marit und für den Plot. Insgesamt hatte ich von den Männern, die in dem Buch auftauchen, einfach mehr erwartet; auch von Marits Exfreund Tobias, der erst sehr spät in der Geschichte wirklich erscheint. Marit hat an diesem Punkt schon so viele Probleme und Hürden überstanden, so dass er auch eigentlich gar keine wichtige Rolle mehr spielt.

Den Schreibstil fand ich wirklich toll. Ich habe mich sehr amüsiert, wie Marit sich über die Kunden des Coffeeshops aufregt, in Gedanken die Feinheiten von Kaffee erklärt und die ständigen Streiterein mit Moritz. Der Schreibstil war dabei humorvoll und spritzig. Auch das Cover finde ich überzeugend. Ich finde es sehr süß gestaltet; ich denke ein typischer Frauenroman.

 
Liebe, Zimt und Zucker ist ein sehr schönes und unterhaltendes Buch. Eine süße Geschichte über Männer- und Zukunftsprobleme einer verunsicherten Portagonistin. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und kann es daher voll und ganz empfehlen.



 
"Ich habe ein Herz, Marit", sagt er, ohne sich umzudrehen. "Das Problem ist, dass du nur Herzen akzeptierst, die in deinem Takt schlagen." // 86 Prozent | Kapitel 50

"Vor lauter E-Mails habe ich vollkommen verdrängt, warum ich noch in dieser Stadt bin. Vor lauter Emil. Vor lauter Moritz. Vor lauter Kaffee, Zimt und Zucker." // 31 Prozent | Kapitel 18

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Herzlichen Dank an Netgalley für das digitale Rezensionsexemplar.
Habt ihr Liebe, Zimt und Zucker heute schon gekauft?
Oder sogar schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

 

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem Ullstein Verlag.
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