Montag, 7. November 2016

Rezension | "Sturmflimmern" von Moira Frank


cbt | eBook | 480 Seiten | 29. August 2016 | 978-3570164570

"Oscar hatte immer, auf einer sachlichen Ebene, gewusst, dass auch seine Eltern Menschen waren und dass Menschen nicht immer die Wahrheit sagten, selbst Eltern nicht." // eBook Seite 328
 

Ein flirrend heißer Sommer in einer amerikanischen Kleinstadt: Die 15-jährige Sofia würde am liebsten einfach nur die großen Ferien genießen, mit ihren Freunden Partys feiern und im Fluss baden gehen. Doch mit ihrer eigensinnigen Art hat sie unbeabsichtigt den Konflikt zwischen ihrem besten Freund Oscar und seinem brutalen älteren Bruder David verschärft. Aus ein bisschen Geplänkel entsteht eine gefährliche Spirale der Gewalt. Dabei fangen mit der Ankunft eines alten Bekannten von Sofias Vater die Probleme gerade erst an ...
 
Sturmflimmern ist ein Buch, das mich im Großen und Ganzen fesseln und unterhalten konnte. Es bietet einiges an Inhalt, Höhepunkte und Spannungsbögen, weist aber leider auch einige sehr starke Schwächen auf, die ich in der folgenden Rezension genauer ausführen werde.

Zuerst einmal hat Sturmflimmern zwei große Plotinhalte: zum einen Sofias Vergangenheit und die ihrer Zieheltern und zum anderen ein Schulstreit, der so stark eskaliert, dass er zu einem ausschweifenden und brutalen "Straßenkrieg" führt. Beides fand ich interessant. Es war spannend und wurde meiner Meinung nach auch gut miteinander verknüpft. Auch die Erzählweise fand ich gut, genau wie Moira Franks Schreibstil. Die Höhepunkte und Spannungsbögen waren durchdacht und so gut getimt, dass mich keine einzige Seite gelangweilt hat. Auch das Cover an sich finde ich sehr schön, auch wenn ich es für diese Geschichte ein wenig unpassend finde. Der Plot ist sehr düster und brutal, sehr angespannt und voller Konflikte. Die Gestaltung des Covers vermittelt mir etwas anderes.

Probleme hatte ich persönlich vor allem mit den Charakteren. Sofia – als Hauptprotagonistin – konnte ich bei fast keiner ihrer Handlungen und Gedankengänge verstehen. Ebenso wenig wie ihren besten Freund Oscar oder ihre Verbündeten Jeremy, Nicky, Abby und wie sie alle heißen. Die Tatsache, dass es sich bei diesen Figuren um pubertierende Jugendliche handelt, hatte ich dabei zwar immer im Kopf, aber entschuldigt hat das vieler ihrer Dummheiten dann doch nicht. Sofia ist ein sehr "brutaler" Charakter und versucht jeden Konflikt mit Gewalt zu lösen. Insgesamt wurde dauernd irgendjemand verprügelt, vergiftet, fast ertränkt, fast erschossen, fast verstümmelt oder sonstiges, was mich mit jeder Seite zunehmend gestört hat. Das Buch ist als Jugendbuch deklariert, daher ist meiner Meinung nach die erhöhte Darstellung von Gewalt nicht unbedingt nötig. Man sollte lieber vermitteln, dass es andere Wege gibt, Probleme und Streitereien zu lösen. Der einzige Charakter, den ich wirklich gelungen fand, war Isaac. Das aber auch nur, weil er ein spannendes und mysteriöses Verhalten an den Tag legt und man erst relativ spät erfährt, warum er überhaupt in die Stadt gekommen ist. 

Desweiteren wirkten die Charaktere einfach nur wahnsinnig blass. Da wird mal eingeworfen, dass einer homosexuell ist, der andere farbig, ein anderer ein klischeebehafteter Säufer-Schläger-Vater. Auf mich wirkte es zeitweise so, als seien es einfach zu viele Charaktere, mit denen zu viele gesellschaftliche Probleme und Kritiken untergebracht werden sollen. Klar, 80er Jahre und Homosexualität und Hautfarbe – schwieriges Thema. Auch wenn man es schon hundert Mal gelesen hat, kann es ja trotzdem Thema eines neuen Buches sein. Aber es hatte keine einzige Auswirkung auf die Geschichte, die ich dann doch erwartet hätte. Viel Potenzial – wenig Umsetzung.

Der zweite Punkt, der mich enorm gestört hat, ist das Ende. Isaac taucht realtiv früh in der Geschichte auf, übt das ganze Buch über Druck auf Sofia und ihre Eltern aus, damit sie mit ihm kommt und dann auf einmal ist er wieder verschwunden – nach Hause gefahren – und zufrieden damit, dass sie doch bei ihren Eltern bleiben kann. Das alles wirkte auf mich einfach nicht rund. Insgesamt wurden ziemlich viele Fragen, vor allem im Bezug auf die Studie und Isaac, aufgeworfen, deren Antwort ich in diesem Buch dann leider nicht finden konnte.

Sturmflimmern ist im Grunde eine gute Geschichte, spannend und fesselnd, die sich mit gesellschaftlichen Problemen, Konflikten und Gewalt befasst. Dabei hätte man sicher eine starke Botschaft vermitteln können, was meiner Meinung nach jedoch leider nicht vollkommen gelungen ist.


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Vielen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Rezensionsexemplar.
 Habt ihr Sturmflimmern schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!


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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt der Verlagsgruppe Random House.
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